Yoga tut gut, immer mehr Menschen machen Yoga, aber…

Was ist eigentlich Yoga?
Sport, Religion oder Philosophie?

Yoga kommt von yui „anjochen, zusammenbinden“. In „Licht auf Yoga“ von B. K. S. Iyengar heißt es: „Yoga bezeichnet das Anjochen aller Kräfte des Körpers, des Verstandes und der Seele an Gott (…)

Es bedeutet Ausgeglichenheit der Seele, die den Menschen befähigt, gleichmütig das Leben in allen seinen Aspekten zu betrachten.“  Eine weitere – von vielen gültigen – Beschreibungen ist, dass Yoga eine Haltung dem Leben gegenüber ist; und damit ist schon ein entscheidender Aspekt genannt, nämlich das Allumfassende am Yoga, das Eingreifen in alle Lebensbereiche.

Yoga ist keine „graue Theorie“, Yoga ist erhellende Lebens-Praxis. Yoga ist ein ganzheitlicher Übungs- und Erkenntnisweg.

Das, was wir praktizieren, wenn wir uns wöchentlich zum Hatha-Yoga treffen, ist tatsächlich nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was Yoga beeinhaltet: Stressabbau durch achtsame Körperarbeit, Übungen zur Atemlenkung und Entspannung. Ergebnis ist ein Gefühl von Zentriertheit, ein beruhigter Geist und ein sanft gedehnter und gestärkter Muskelkörper.

Und tatsächlich führt auch dieser Übungsweg zum Yoga: Yoga wirkt „somato-psychisch“, was meint, dass ein gesunder, ausgeglichener und gestärkter Körper zu einem gelassenen, ruhigen und frohen Geist führt. Aber Yoga ist noch mehr.

Das Ziel von Yoga ist Eins-Sein

Der Weg dorthin ist Eins-Werden

Der Yoga geht in seiner Entwicklungsgeschichte zurück bis ca. 1500 v. Chr., erste Darstellungen von Körperpositionen hat man sogar auf ca.  3000 v. Chr. datiert. Erst im Mittelalter taucht „Hatha-Yoga“ auf als Yoga-Technik, die den Körper als „Tempel der Seele“ und erhabene Schöpfung ansieht.

Der Körper wird vorgestellt als Wohnstätte von Shiva, dem Gott der Schöpfung und Zerstörung, oben im Kopf unbewegt ruhend und Shakti, seiner Frau, der weiblichen, bewegten Energie, die im Beckenraum, im Bereich des Wurzelchakras liegt. Und auch hier geht es um die Einung gegenläufiger Kräfte, Mann-Frau, Shiva-Shakti, Sonne-Mond, mit dem Ziel, sich als Mensch höher zu entwickeln, das Bewusstsein zu erweitern, um schließlich die Quelle zu ergründen, aus der wir kommen.

In der Selbsterfahrung lernen wir, unseren Geist zu erforschen und zu beherrschen, statt von ihm beherrscht zu werden, statt auf einer niederen impuls- und reflexhaften Entwicklungsstufe stecken zu bleiben.

Das ist Yoga: Bewusstsein zu entwickeln für alles was wir tun. Da, wo Bewusstsein ist, findet Veränderung statt.

Das ganze Paket

Vielleicht tun wir uns schwer mit dem „ganzen“ Yoga, schließlich sind die wenigsten von uns Hinduisten! Auch haben wir keine Erfahrung und keine lebendige Tradition im Umgang mit der bunten, vielschichtigen Götterwelt der Hindus,  „Avatare“ und „Inkarnationen“ kennen wir höchstens aus Fantasy-Filmen oder schieben sie in die „esoterische Ecke“. So kann mitunter in Bedrängnis kommen, wer – als MitteleuropäerIn, abendländisch-christlich geprägt – mit den höheren Stufen des Yoga in Berührung kommt: das Einswerden mit unserer höheren Macht, das Verschmelzen des individuellen mit dem kosmischen Selbst, das Erreichen der Befreiten Seele….

Einfach, aber nicht leicht

Es ist kompliziert und doch einfach: es geht um die innere Haltung, die das Gute im Menschen fördern und das Schlechte in ihm überwinden will, es geht um das „Sich-selbst-meistern“. Fast als Nebenprodukt entsteht da Spiritualität, die von Dankbarkeit, Demut und Mitgefühl handelt – uns selbst, den Menschen und unserem Leben gegenüber.